LABORDIAGNOSTIK IN KONKRETEN PRAXISSITUATIONEN

Was tun bei Verdacht auf Ileitis in einem Bestand, der gegen Ileitis impft?

Wie kann man nun bei Tieren diagnostisch vorgehen, die mit einem oralen Lebendimpfstoff gegen Ileitis geimpft worden sind, und dennoch an Durchfall oder anderen Symptomen erkranken, die auch durch Lawsonien ausgelöst werden könnten? 


Es gilt, 2 Hypothesen zu überprüfen.

Hypothese 1: Die Symptome im Stall sehen einer Ileitis zwar zum Verwechseln ähnlich, es handelt sich jedoch um eine andere Krankheit bzw. nicht infektiöse Ursache.

Welche Ursachen müssen als mögliche Ursache einer Ileitis-verdächtigen Symptomatik bedacht werden (kein Anspruch auf Vollständigkeit):

Welche Labordiagnostischen Untersuchungsmethoden sollten angewendet werden? 

  •  In solchen Fällen hilft eine Sektion typisch erkrankter Schweine weiter. Der Pathologe erkennt sofort mögliche Ursachen wie z.B. Magengeschwüre. Es ist wichtig, dass über das Begutachten der Organe hinaus noch Proben von (verändertem) Darmgewebe entnommen werden. Dieses Darmgewebe wird dann von erfahrenen Pathologen unter dem Mikroskop beurteilt (Histologische Untersuchung). Bei dieser Untersuchung kann man anhand der typischen Veränderungen verschiedene Krankheiten voneinander unterscheiden. Es gibt in wenigen Fällen die Möglichkeit, dass andere Erreger (z. B. PCV2) zu Veränderungen (verdickte Darmschleimhaut und Blutungen in das Darmrohr) führen, die mit bloßem Auge auch in der Sektion nicht von einer Ileitis unterschieden werden können. Außerdem besteht die Möglichkeit, die verschiedenen Erreger im Gewebeschnitt ganz gezielt anzufärben, und damit eindeutig zu identifizieren. So kann man schließlich auch bei geimpften Tieren zu einer eindeutigen Diagnose kommen.
  • Daneben sollte Kot von typisch erkrankten Schweinen zur Untersuchung in ein Labor geschickt werden: 
    • Eine bakteriologische Untersuchung klärt das Vorhandensein weiterer Durchfallerreger ab. 
    • Bei Brachyspiren sollte neben der Anzucht auch eine PCR-Untersuchung angefordert werden. 
    • Ggfs. hilft eine Virologische Untersuchung weiter. 
    • Unbedingt beachten: Da auch optimal geimpfte Schweine Lawsonien aus der Umgebung aufnehmen und mit dem Kot ausscheiden, verliert eine PCR-Untersuchung auf Lawsonien ihre Bedeutung bei Ileitis-geimpften Schweinen. Ein Nachweis einer Lawsonien-bedingten Ileitis beim geimpften Schwein lässt sich nur über eine Sektion umsetzen. 
  • Futter überprüfen: Futterinhaltsstoffe, Vermahlungsgrad, Mineralstoffkörnung, Zusatz von Futtersäuren eingestellt?

Hypothese 2: Es handelt sich um eine Ileitis – warum haben die Schweine nach der Impfung mit dem Ileitisimpfstoff keine ausreichende Immunität ausgebildet?

a) Wurden die Schweine zum richtigen Zeitpunkt geimpft? 

Den korrekten Impfzeitpunkt durch Untersuchung von 10 Blutproben 6 Wochen nach der Impfung auf Lawsonien-Antikörper überprüfen (funktioniert nicht bei Injektionsimpfstoffen)

Nach einer Impfung mit dem oralen Ileitis-Lebendimpfstoff (Schluckimpfung) entwickelt das Immunsystem innerhalb von 3 Wochen einen belastbareren Impfschutz. Belastbarer Impfschutz bedeutet, dass die geimpften Tiere bei einer Infektion mit dem Felderreger nicht erkranken. Infizieren sich die Ferkel vor diesem Zeitpunkt, ist ihr Immunsystem möglicherweise noch nicht in der Lage, die erregerbedingten Darmschäden zu verhindern. Die Folgen der Infektion sind dann durch die Impfmaßnahme unter Umständen nicht zu vermeiden. Um sicherzugehen, dass die Impfmaßnahme zum richtigen Zeitpunkt durchgeführt wird, ist es daher wichtig, 10 Blutproben 6 Wochen nach dem geplanten Ileitis-Impfzeitpunkt zu entnehmen. Ihr Tierarzt berät Sie hierzu im Detail.

Optimaler Weise liefert keine dieser 10 Blutproben 6 Wochen nach geplanter Impfung ein Antikörper-positives Ergebnis. Sofern Blutproben 6 Wochen nach geplanter Impfung positiv sind, sollte der Impftermin vorverlegt werden. Es kann sein, dass zu spät - also nach Eintritt der ersten Lawsonieninfektion - geimpfte Tiere, nicht mehr optimal geschützt werden können. Wie in diesem konkreten Fall betriebsindividuell vorgegangen werden muss, bespricht Ihr Tierarzt mit Ihnen im Beratungsgespräch während des Bestandsbesuches.


b) Geht die Ursache für ein suboptimales Impfergebnis vom Impfling aus?

  • Waren die Ferkel/Läufer am Tag der Impfung nicht impffähig, waren sie krank? Achten Sie insbesondere auf Darminfektionen. 
  • Standen die Impflinge 3 Tage vor bis 3 Tage nach der Impfung unter Antibiose? 
  • Waren die Ferkel am Tag der Impfung zu jung? Gemäß Zulassung dürfen Ferkel ab einem Alter von 3 Wochen geimpft werden. In publizierten Fallberichten wurde frühestens mit 14 Tagen geimpft.

c) Liegt die Ursache an falscher Lagerung oder falschem Umgang mit dem Impfstoff?

  • Wurde der Impfstoff bei falscher Temperatur gelagert? Der Impfstoff sollte in einem Temperaturbereich zwischen 2°C und 8°C gelagert werden. Dies entspricht den üblichen Kühlschranktemperaturen. Er sollte weder gefroren werden, noch bei Zimmer-/Stalltemperaturen gelagert werden.
  • Wurde der Impfstoff bereits zu lange im Voraus aufgelöst. Der Impfstoff soll unmittelbar vor Verwendung mit dem mitgelieferten Lösungsmittel aufgelöst werden. Wurden Reste vom letzten Impftag verwendet? Der aufgelöste Impfstoff ist nach Beenden der Impfmaßnahme zu entsorgen. Er verliert seine Wirksamkeit bis zum nächsten Impftermin!

d) Kann die Impftechnik optimiert werden?

  • Haben Sie einen Probelauf am Vortag der Impfmaßnahme bei Trinkwasser-Verabreichung durchgeführt (temperaturbedingte und tageszeitliche Schwankungen der Wasseraufnahme)?
  • Haben Sie an den Einsatz von Thiosulfate blue bei Trinkwasser- und Flüssigfutterapplikation gedacht. Thiosulfate blue neutralisiert Chlor im Wasser und färbt die impfstoffhaltige Lösung an.
  • Haben Sie mittels Probelauf bei Einführung einer Flüssigfutterapplikation überprüft, dass das Futter bei den zu impfenden Tieren ankommt und Ihre Anlage richtig angeschlossen ist?
  • Haben Sie das Abwehrverhalten der Ferkel beachtet: Drench vor Injektion bei zeitgleicher Verabreichung mehrerer Impfstoffe
  • Drencher sollten nach Reinigung geölt werden, da das vorhandene Schmiermittel durch Reinigung entfernt wird.
  • Wurde weniger Impfstoff als vorgesehen verabreicht? Haben Sie die Dosis von 2 ml pro Tier reduziert?
  • Sind Antibiotika- oder Desinfektionsmittelreste im Trinkwasser oder (Flüssig)futter vorhanden? Diese neutralisieren den Impfstoff.

Wir fassen zusammen:

Lawsoniennachweis bei ungeimpften Schweinen

  1. Sektion: typische Veränderungen und Nachweis des Erregers im Gewebe per PCR oder IHC
  2. Blutproben: Nachweis von Antikörpern als Beleg, dass der Erreger im Bestand ist
  3. Kotproben: Nachweis des Bakteriums; im positiven Fall beweisend für eine Infektion, im negativen Fall kein Ausschluss einer Infektion


Lawsoniennachweis bei geimpften Schweinen

  1. Sektion: Nur über eine Sektion und den Nachweis von Lawsonien mittels spezifischer Färbemethode (Immunhistochemie) im typisch veränderten Gewebe ist bei geimpften Schweinen eine lawsonienbedingte Ileitis nachweisbar. Diese Untersuchung bietet das Institut für Pathologie der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover an. An anderen Sektionsstätten kann Darmgewebe entnommen, in Formalin fixiert werden und an das o.g. Institut zwecks Immunhistochemischer Untersuchung auf Lawsonien geschickt werden.
  2. Kot- und Blutproben haben keine Aussagekraft. Wie im Kapitel über die Nachweise über Kot- und Blutproben beschrieben, sind aus den jeweiligen Ergebnissen keine Rückschlüsse auf den Impfstatus möglich.

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